Selbstverständnis

Was ist das Infrarot Medienkollektiv?

Seit nun ca. zwei Jahren besteht das Infrarot Medienkollektiv. In diesen zwei Jahren haben wir zwar eine klare Linie nach außen vertreten, jedoch haben wir es versäumt eine wirkliche Darlegung unserer Linie vorzubringen. Dies möchten wird nun nachholen.

Aber zunächst einmal möchten wir darüber aufklären wer wir überhaupt sind: Das Infrarot Medienkollektiv ist in erster Linie ein Zusammenschluss aus Einzelpersonen, die den Marxismus-Leninismus-Maoismus vertreten und diesen innerhalb der Arbeiterbewegung der BRD propagieren wollen. Um dies zu machen, betreiben wir mehrere Social-Media-Kanäle, veröffentlichen vergriffene Schriften aus der internationalen Arbeiterbewegung neu und fertigen Übersetzungen von Schriften an. Hinzu kommen noch Artikel, die wir über unseren Blog veröffentlichen. Das sind die Grundpfeiler unserer Arbeit.

Warum vertreten wir den Marxismus-Leninismus-Maoismus?

Als Infrarot Medienkollektiv vertreten wir den Marxismus-Leninismus-Maoismus (MLM), den wir als aktuell höchste Stufe des Marxismus betrachten, da er den Marxismus in allen drei Feldern (Politökonomie/Philosophie/Wissenschaftlicher Sozialismus) weiterentwickelt hat. Uns ist dabei bewusst, dass der Maoismus in seiner Ideologie nur Wenigen in Deutschland bekannt ist und das es noch weniger Menschen gibt, die versuchen, den MLM auf die deutschen Verhältnisse anzuwenden. Unser vorrangiges Ziel ist es deshalb, den MLM einer möglichst breiten Menge zugänglich zu machen und bei der Ausarbeitung einer für die BRD geeigneten Linie zu helfen.

Der Maoismus als höchste Stufe des Marxismus

Der Ursprung dessen, was wir heute als MLM verstehen, ist auf die chinesische Revolution, genauer auf den IX. Parteitag der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh), zurückzuführen. Nach den ersten Siegen in der Großen Proletarischen Kulturrevolution (GPKR) gegen die Parteimachthaber auf dem kapitalistischen Weg um Liu Shaoqi, wurde der Marxismus-Leninismus im Lichte der Maotsetungideen völlig neu betrachtet. Die KPCh erklärte die Maotsetungideen somit als Fortsetzung und Weiterentwicklung der Ideen von Marx, Engels, Lenin und Stalin. Im politischen Bericht sagte Lin Biao: „Seit einem halben Jahrhundert hat Vorsitzender Mao […] die allgemeingültige Wahrheit des Marxismus-Leninismus mit der konkreten Praxis der Revolution verbunden, auf dem Gebiet der Politik, des Militärwesens, der Wirtschaft, der Kultur, der Philosophie und auf anderen Gebieten den Marxismus-Leninismus als Erbe übernommen, ihn verteidigt und weiterentwickelt; er hat den Marxismus-Leninismus auf eine völlig neue Stufe gehoben.“1

Unter dieser Prämisse begannen Parteien auf der ganzen Welt, die Maotsetungideen anzunehmen und in ihrer Praxis anzuwenden, wie z.B. die Kommunistische Partei der Philippinen (KPPh), die Kommunistische Partei Indiens (Marxistisch-Leninistisch) (CPI (ML)), die Kommunistische Partei der Türkei/Marxistisch-Leninistisch (TKP/ML) und viele andere. In dieser Zeit entstanden bereits die ersten Zusammenfassungen, was die Parteien unter den Maotsetungideen verstanden, ohne diese jedoch unter dem Begriff des Marxismus-Leninismus-Maoismus (MLM) zu führen. Diese Bezeichnung als Ausdruck einer qualitativ höheren Stufe des Marxismus wurde erst durch den Genossen Gonzalo und der Kommunistischen Partei Perus (PCP) geprägt und stellt im Gegensatz zu dem Begriff Maotsetungideen einen vollständigeren und exakteren Term für die Bedeutung der Kontributionen Maos und den Bruch mit den sich als falsch erwiesenen Aspekten und Praktiken des Marxismus-Leninismus dar. Auf dem ersten Parteitag der PCP 1988 wurde die Idee des MLM mit dem Dokument Über Marxismus-Leninismus-Maoismus verteidigt. Durch die 1984 gegründete Revolutionary Internationalist Movement (RIM) kam es dann zur weiteren Verbreitung des MLM als Leitlinie der Revolution, was die Gründung und Koordinierung maoistischer Parteien in der ganzen Welt begünstigte. Dabei sei jedoch klar anzumerken, dass die Entwicklung des MLM nicht beim Verständnis der PCP, welches selbst nicht ohne Fehler ist, aufhört. Es gibt auch heute noch bedeutsame Widersprüche unter den verschiedenen maoistischen Kräften, für deren Lösung wir den Zweilinienkampf untereinander als essenziell betrachten. Nur durch ehrliche Debatte kann eine Klärung in den noch offenen Fragen zur Basis einer wirklichen Einheit werden und den Maoismus als Wissenschaft voranbringen.

Eine häufige Kritik am Maoismus lautet, dass Mao und die KPCh den Marxismus-Leninismus lediglich auf China aufgewandt und keine qualitative Weiterentwicklung geleistet hätten. Hierbei handelt es sich allerdings um eine sehr oberflächliche Betrachtungsweise: Natürlich haben die Kommunist:innen in China den Marxismus-Leninismus auf chinesische Verhältnisse angewandt. Durch eine konsequente Analyse ihrer Lage war die KPCh allerdings in der Lage, mit vielen Fehlern der kommunistischen Bewegung zu brechen und Lösungen für Probleme zu finden, an denen die Sowjetunion vorher scheiterte.

Auf diese Weise konnte Mao mit dem Langwierigen Volkskrieg eine funktionierende Strategie für die Revolution in kolonialen, beziehungsweise semi-kolonialen Ländern, die den Großteil der Welt ausmachen, erarbeiten. Ein direktes Übertragen einer Strategie, die für ländliche Gebiete mit einer geringen Bevölkerungsdichte gedacht ist, ist natürlich nicht möglich. Jedoch besteht das Konzept des Volkskriegs nicht nur aus dem bloßen Führen eines ländlichen Guerillakrieges: Mao entwickelte nämlich damit einhergehend auch die erste proletarische Militärtheorie, mit deren Hilfe es uns möglich ist, eine eingehende Analyse der konkreten Bedingungen und Schwierigkeiten, vor denen eine Revolution steht, vorzunehmen. Die proletarische Militärtheorie ist dabei ein Werkzeug, dass universell anwendbar ist, unabhängig davon, ob man sich in einem entwickelten imperialistischen Land oder einer ländlich geprägten Semi-Kolonie befindet. Die Schlüsse, die aus ihrer Anwendung gezogen werden, werden sich jedoch von Land zu Land deutlich unterscheiden.

Noch bedeutsamer sind allerdings Maos Beiträge zur Weiterentwicklung der materialistischen Dialektik: Maos Aufmerksamkeit galt hier dem Kampf gegen den mechanischen Materialismus, welcher in der damaligen internationalen kommunistischen Bewegung (IKB) vorherrschte. Indem er die Einheit der Gegensätze und „Eins teilt sich in Zwei“ als Grundgesetz der Dialektik etablierte, von dem sich alle anderen Gesetze ableiten lassen, erreichte Mao ein tieferes Verständnis der Dialektik. Weiterhin von Bedeutung ist zudem die Weiterentwicklung der Negation der Negation. Hierbei handelt es sich um ein von Hegel übernommenes Konzept, mit dem die spiralförmige Entwicklung der Widersprüche erklärt werden soll. Demnach gibt es einen Zustand der Bejahung (z.B. die menschliche Urgesellschaft), der durch die Entwicklung der Widersprüche negiert wird (in diesem Fall durch die Klassengesellschaft). Durch die Negation dieser Negation (also dem Kommunismus) wird der Widerspruch schließlich an den Punkt der ursprünglichen Bejahung zurückgeführt, allerdings auf höherer Ebene. Diese mechanische Auffassung birgt allerdings viele Gefahren in sich, denn häufig entwickeln sich die Dinge nicht so linear, wie die Negation der Negation suggeriert. So ist die Negation der Negation unter anderem Quelle für die revisionistische Auffassung, wie man sie zum Beispiel bei Hoxha, Chruschtschow oder Deng vorfindet, dass, sobald die sozialistische Revolution in einem Land erst einmal gesiegt habe, eine Restauration des Kapitalismus keine Gefahr darstelle und die Gesellschaft ohne größere Widersprüche zum Kommunismus voranschreiten würde.2

Dank ihrer verbesserten Auffassung der Dialektik war es den chinesischen Kommunist:innen möglich, ein tieferes Verständnis über die chinesische Gesellschaft und ihre inneren Widersprüche zu erlangen.

Mithilfe des tieferen Verständnisses der gegebenen Verhältnisse, war es den chinesischen Kommunist:innen möglich eine neue Qualität in der Massenarbeit zu erreichen. Diese neue Qualität wurde unter der Theorie der Massenlinie zusammengefasst. Die Massenlinie geht davon aus, dass die Kader eine revolutionäre Organisation zuerst Schüler:innen der Massen sein müssen und diese im gemeinsamen Kampf mit den Massen die Forderungen und Bedürfnisse der Massen kennenlernen. Danach müssen innerhalb der Organisation die Forderungen und Bedürfnisse zu konkreten praktischen Anwendungen verarbeitet werden. Erst dann können die Kommunist:innen die Lehrer der revolutionären Massen werden und so Schritt für Schritt sich selbst und die Massen erziehen.

Durch das konsequente Anwenden der Massenlinie gelang es ihnen nicht nur, eine erfolgreiche Revolution zu führen und eine Diktatur des Proletariats zu errichten, sondern auch neue Erkenntnisse über die sozialistische Gesellschaft und ihre Widersprüche zu gewinnen. Eine der bedeutendsten Entdeckung war hierbei die Entstehung der neuen Bourgeoisie: Die sozialistische Gesellschaft enthält nämlich aufstrebende kommunistische Elemente, und absterbende kapitalistische Elemente. Letztere äußeren sich insbesondere im Fortbestand der bürgerlichen Rechtsmacht, zum Beispiel in Form von Privilegien für Parteimitglieder in Verwaltungsposten, und bieten die Grundlage für die Entstehung einer neuen Bourgeoisie, die sich im Machtzentrum, also der kommunistischen Partei an der Macht, heranbildet. Wie sich in der UdSSR und China bereits gezeigt hat, geht von dieser neuen Bourgeoisie die wohl langfristig größte Gefahr für den Sozialismus aus. Der Kampf gegen diese neue Bourgeoisie gipfelte in China in der Kulturrevolution. Ziel der Kulturrevolution war die Bekämpfung des Revisionismus und der Überreste bürgerlicher Ideologie, die auch nach der Revolution in der Gesellschaft fortbestand, sowie die Festigung der marxistischen Weltanschauung im chinesischen Volk. Alle Teile der chinesischen Gesellschaft, insbesondere die Mitglieder der Kommunistischen Partei, mussten sich gnadenloser Kritik und Selbstkritik unterziehen. Im Rahmen dessen kam es zu weitreichenden Umwälzungen in vielen Bereichen der chinesischen Gesellschaft. Beispiele hierfür sind der Kampf gegen den Konfuzianismus auf dem Land, sowie die Demokratisierung der Bildungseinrichtungen und Arbeitsplätze. Die Kulturrevolution schaffte es, die Massen in einem historisch einmaligen Ausmaß zu mobilisieren und den Vormarsch des Revisionismus in China zu verlangsamen. Nach den Revolutionen in Russland und China stellte sie einen neuen Höhepunkt in der Geschichte der kommunistischen Bewegung dar, der auch über China hinaus großen Einfluss ausübte.

Letztendlich konnte die Kulturrevolution die Ausbreitung des Revisionismus in der KPCh nur verlangsamen, sodass es nach Maos Tod 1976 zur Machtübernahme durch die revisionistische Fraktion um Hua Guofeng und Deng Xiaoping kam. Deng beendete die Kulturrevolution und kehrte viele der Errungenschaften des Sozialismus in China um. Im Laufe seiner Regierungszeit öffnete sich China dem westlichen Kapital und setzte den Kapitalismus als Gesellschaftsordnung wieder ein. Widerstände aus dem Volk, wie die Proteste auf dem Platz des himmlischen Friedens, wurden gnadenlos unterdrückt. Als Folge dieses schweren Rückschlags für die IKB unterstützten weite Teile der anti-revisionistischen Bewegung entweder Dengs Kurs oder schlossen sich Hoxhas opportunistischen Attacken gegen Mao an. Andere wiederum hielten an Maos Linie fest und versuchten Lehren aus der sozialistischen Periode Chinas zu ziehen und untersuchten ihre Errungenschaften und Fehler. Zu letzteren gehörte auch die PCP. Auch wenn die PCP letztlich besiegt wurde, ist sie durch ihre Synthese des Maoismus und dessen kreative Anwendung auf die peruanischen Verhältnisse zu einem Vorbild für viele revolutionäre Kommunist:innen geworden, welches die Gründung maoistischer Parteien, insbesondere in Südamerika und Asien, inspirierte.

Im Laufe der Zeit stieß der Marxismus-Leninismus zunehmend an seine Grenzen. Dies äußerte sich unter anderem im zunehmend mechanischen Denken innerhalb der Komintern, wie zum Beispiel der Annahme, dass der Klassenkampf im Sozialismus nicht mehr notwendig sei. Wie sich an der Sowjetunion zeigte, schafften es die damaligen Kommunist:innen nicht, die Widersprüche, die in der sozialistischen Gesellschaft aufkamen, korrekt zu identifizieren und zu lösen. Somit hatten die Revisionisten um Chruschtschow leichtes Spiel, als sie den Kapitalismus in den 1950ern wieder einsetzten, und ihre Ansichten wurden von weiten Teilen der damaligen IKB nur allzu bereitwillig übernommen. Mao und die KPCh hingegen versuchten, Lehren aus dem Scheitern der UdSSR zu ziehen, und entwickelten ein tieferes Verständnis von der kommunistischen Partei, ihrem Verhältnis zu den Massen, der sozialistischen Gesellschaft und den Widersprüchen innerhalb dieser. Somit boten sie einen Lösungsweg für viele der Probleme, an denen die marxistisch-leninistischen Parteien des Ostblocks scheiterten. Und es sind diese Weiterentwicklungen, die es Marxisten auch nach der Niederlage des Sozialismus in China erlaubten, den Kampf für den Kommunismus fortzuführen, wie zum Beispiel aktuell in Indien und den Philippinen.

Man kann zweifelsohne behaupten, dass es einen deutlichen Bruch in der Theorie und Praxis der KPCh und der durch sie inspirierten maoistischen Parteien mit den bis dahin existierenden ML-Parteien gab. Allerdings muss auch kritisch hinterfragt werden, wie vollständig dieser Bruch war, denn schließlich gelang es dem Revisionismus auch in China die Oberhand zu erlangen, wobei das maoistische Konzept der schonungslosen Kritik und Selbstkritik von entscheidender Bedeutung ist. Denn der Maoismus betont Fehler als einen natürlichen Teil des politischen Denkens und der Praxis, solange diese produktiv genutzt werden und aus ihnen gelernt wird. Insofern ist es unsere Überzeugung als Infrarot Medienkollektiv, dass der Maoismus uns die Möglichkeit gibt, die Praxis vergangener kommunistischer Bewegungen in Deutschland kritisch zu untersuchen und mit einem neuen Verständnis alte Fehler zu vermeiden.

Was sind die Aufgaben der Maoist:innen in der deutschen Arbeiterbewegung

„Gegen den Strom zu schwimmen ist ein marxistisch-leninistisches Prinzip.“3
– Mao Tse-Tung

Wie schon im vorangegangenen Teil festgestellt, ist der MLM in der Arbeiterbewegung in der BRD weit davon entfernt eine führende Rolle einzunehmen. Geleitet vom Prinzip „Gegen den Strom zu schwimmen“ muss deshalb erst lokal, dann regional und am Ende national der Zwei-Linienkampf geführt werden. Doch was heißt das?

Mit dem Prinzip „Gegen den Strom zu schwimmen“ ist vor allem eines gemeint: Wenn eine Person innerhalb seiner Organisation einen richtigen Standpunkt vertritt, dann darf sich diese Person nicht einfach von seinen Genoss:innen abwenden, im Gegenteil. Die Personen, die einen richtigen Ideologischen Standpunkt einnehmen, sollten und müssen gemeinsam mit ihren Genoss:innen einen ideologischen Kampf entfalten, um am Ende gemeinsam zu einem besseren Verständnis des Marxismus zu gelangen.

Mit diesem Prinzip im politischen Arsenal müssen die Maoist:innen der BRD in alle den Revisionismus ablehnende Organisationen eintreten, um den ersten Schritt hin zum Zwei-Linien-Kampf auf lokaler und am Ende nationaler Ebene zu machen.

Jedoch darf der Linienkampf nicht nur auf die den Revisionismus ablehnende Organisationen beschränkt werden, sondern muss er auch mit den revisionistischen Organisationen geführt werden. Angesichts dessen ist es notwendig, freundschaftliche Beziehungen mit solchen Organisationen zu unterhalten, ohne jedoch vom Marxismus für einen Burgfrieden abzuweichen.

Hier werden die Genoss:innen zwar auf Widerstand stoßen, aber es ist absolut Notwendig den Revisionismus stetig zu entlarven. Mit dieser Entlarvung des Opportunismus werden sich die wirklichen Marxist:innen dieser Gruppen uns anschließen, um so die Revisionisten Schritt für Schritt zu isolieren.

Oder mit den Worten des Vorsitzenden Mao:

Praktiziert den Marxismus und nicht den Revisionismus; vereinigt euch und spaltet euch nicht; seid offen und ehrlich und intrigiert und konspiriert nicht.“4

Sobald dieser Zwei-Linien-Kampf im großen Stil etabliert ist, ist es wichtig eine neue nationale Organisation zu etablieren, die die Kämpfe auf allen Ebenen leitet und die Rekonstitution der KPD und den Aufbau der Volksarmee und der Einheitsfront als Waffen für den Klassenkampf vorbereitet.

Ohne eine schlagkräftige revolutionäre KPD kann es in Deutschland keine Revolution geben. Deshalb ist die Rekonstitution eine absolute Notwendigkeit für die revolutionären Anstrengungen in der BRD.

Für eine solche Rekonstitution ist eine umfassende Aufarbeitung der deutschen Arbeiterbewegung von 1918 bis heute notwendig. Ohne eine Aufarbeitung der Fehler der deutschen Arbeiterbewegung sind wir am Ende nur verdammt diese zu wiederholen.

Ein weiterer wichtiger Punkt, den wir zum Schluss kurz beleuchten wollen, ist der Defätismus. In unsere nun fast dreijährigen Arbeit sind Genoss:innen gekommen und auch wieder gegangen. Oftmals war für den Weggang eine defätistische Auffassung verantwortlich, die die Genoss:innen zu revisionistischen bis hin zu erzreaktionären Ideen führte.

Der Marxismus steckt nicht nur in der BRD in einer tiefgreifenden Krise. Über die Jahrzehnte hinweg kamen immer wieder falsche Götzen wie Dühring, Bernstein, Chruschtschow oder Deng, die „alternativen“ oder „andere Sichtweisen“ auf die revolutionäre Theorie und Praxis des Marxismus lieferten.

Trotz alledem müssen wir stetig am Marxismus festhalten und ihn gegen jegliche Form des Revisionismus und Opportunismus verteidigen.

Ein wichtiger Schritt, um dies zu gewährleisten, ist ein wirkliches Vertrauen in die Massen zu entwickeln. Zwar wirken große Teile der Masse gerade reaktionär, dies ist aber nicht auf einen „reaktionären Charakter“ der Massen zurückzuführen. Grund dafür ist die gerade noch übermächtig wirkende Dominanz des bürgerlichen Gedankenguts, dem die Massen Tag für Tag ausgesetzt sind.

Anstatt jedoch eine konsequente materialistische Analyse vorzunehmen, wird auf eine wird auf eine idealistische und metaphysische Sichtweise zurückgegriffen. Die jetzigen Verhältnisse werden als statischer Status quo akzeptiert und jegliche revolutionären Anstrengungen werden im vornherein als zum Scheitern verurteilt.

Wir als Kommunist:innen sind jedoch revolutionäre Optimist:innen. Was bedeutet das? Wir haben als Grundlage unserer Weltanschauung den dialektischen und den historischen Materialismus, der unseren Weg leitet. Anstatt den vom bürgerlichen Staat geförderten pessimistischen, idealistischen und metaphysischen Betrachtungsweise zu folgen, erkennen wir, dass das verfaulende imperialistische System zum Scheitern verurteilt ist. Wir wissen, dass sobald die Massen ihre eigene Kraft unter der Führung einer Kommunistischen Partei erkannt haben, ihnen nichts mehr im Wege steht.

Der Kommunismus ist und bleibt eine historische Notwendigkeit, die aber nicht nur einen objektiven, sondern auch einen subjektiven Faktor braucht, um dieses Ziel zu erreichen. Die Frage, die wir uns nun stellen können, ist, ob wir ein aktiver Teil der Lösung oder ob wir in Passivität und Pessimismus versinken wollen. Ein dazwischen existiert nicht. Oder wie Rosa Luxemburg es formulierte, wir müssen wählen zwischen Sozialismus oder Barbarei.


1 Der IX. Parteitag der KPCh – Dokumente, Peking 1969, S.77f.

2 Für eine detailliertere Ausführung der philosophischen Weiterentwicklungen durch Mao empfiehlt sich das Buch Zur „Verteidigung der Beiträge von Mao Tse-tung zur materialistischen Dialektik“, welches 1980 von ehemaligen Mitgliedern des Komitees für eine proletarische Partei in den USA verfasst wurde.

3 Der X. Parteitages der KPCh – Dokumente, Peking 1973, S. 22.

4 Der X. Parteitages der KPCh – Dokumente, Peking 1973, S. 52.

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